Gustav Mahler befindet sich auf seiner letzten großen Reise. Er schippert über den Atlantik Richtung Heimat und erinnert sich seines Lebens. Es wird ein Bilanzziehen, ein Abschiednehmen, denn es ist 1911 und kurze Zeit später wird er tot sein.
Drei Jahre zuvor war Gustav Mahler nach Amerika gezogen. Dort ist er zu Weltruhm gelangt. Schon vorher war er der unumstrittene Star unter den Komponisten und Dirigenten seiner Zeit. Nun sitzt er auf dem Bord eines Dampfers, der ihn zurück nach Europa bringt. Alt und gebrechlich, krank und von Schüttelfrost und Fieber gebrochen, erinnert er sich seines Lebens, das er führen durfte und das er einzig und allein der Musik verschrieben hat.
Alma, seine Frau und seiner Zeit die schönste Frau Wiens, musste darunter leiden. Denn wirklich glücklich war er nur, wenn er den Klängen der Inspiration lauschte. Rund um die Uhr verschwor er sich der Musik, so dass seine Frau an seiner Seite nur ein halbgelebtes Leben hatte und Mahler dennoch eifersüchtig war, als sie sich in eine Affäre stürzte. Er erinnert sich an die Zeit in Wien, an die Arbeit, an den Schmerz und auch an den Antisemitismus, den er erlebte, aber auch an seine Kinder und an den Schicksalsschlag, der sein Leben veränderte, denn als seine Tochter Maria an der Diptherie starb, starb auch etwas in ihm. Letztlich stürzte er sich aber wieder in die Arbeit und unermüdlich komponiert er seine neunte Symphonie, die letzte, die er schreiben wird.
In vielen kurzen Episoden wird hier das Leben Mahlers rekonstruiert, und das, wie ich finde, ziemlich dürftig. Die 126 großzügig beschriebenen Seiten für 20 Euro sind schon fast eine Frechheit, denn die Lektüre verfliegt schließlich so schnell wie eine halbe Bahnfahrt von Freiburg nach Köln. Die Sprache ist zwar klar, teilweise jedoch sehr karg. In Nebensätze werden Details über das Leben des Komponisten gequetscht, als wollte man mit dem Wissen über Mahler ein wenig kokettieren und wusste nicht, wohin mit dem Stoff. Auch wird fast nichts über die Musik geschrieben, immerhin der Lebensinhalt dieses Mannes, nur so viel, dass man über sie nicht sprechen könne.
Der Roman schmückt ein wenig Autobiographisches aus, wirft kurzzeitig die großen Themen des Lebens auf, um sie dann unter Plattitüden zu begraben, was anscheinend reicht, um auf die Longlist des Deutschen Buchpreises zu gelangen. Für mich nicht verständlich, denn der letzte Satz verklingt ohne jeglichen Nachhall, nichtssagend und leer, und ist nicht mehr als eine äußerst kurze Ablenkung und für mich eine ziemlich große Enttäuschung.
Robert Seethaler: Der letzte Satz
Roman
Hardcover, 128 Seiten
Hanser Verlag, München 2020
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