Im Rahmen der MEMORY LOSS Woche zum Thema Demenz las David Wagner gestern in Freiburg aus seinem Roman "Der vergessliche Riese".
Darin geht es um eine Familie, die keinen engeren Kontakt zueinander pflegte und erst durch die Krankheit des Vaters wieder zusammenfindet. Während sie sich um ihn kümmert, werden die Rollen innerhalb der Familie getauscht, denn der Vater verkommt immer mehr zum Kind, die Kinder werden zu fürsorglichen Eltern. Das Gedächtnis des einstigen Riesen lässt nach, doch dafür wachsen die Gefühle, was in der Freude über eine ewige Gegenwart gipfelt.
Wagner weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst einen dementen Vater und dadurch im Roman Bruchstücke seiner eigenen Autobiografie literarisiert und verdichtet.
Zum Ende überraschte er mit seiner Sicht auf den Schreibprozess, denn wie das Erinnern nur eine Zusammensetzung von Fragmenten ist, so besteht nach Wagner die hohe Kunst der Prosa in ebenjenen Übergangen zwischen den Fragmenten.
Ein interessanter Gedanke!
David Wagner: Der vergessliche Riese
Roman
Hardcover, 272 Seiten
Rowohlt Verlag, Hamburg 2019