Vorgestern war Kenah Cusanit zu Gast in Freiburg und las aus ihrem Debütroman "Babel", den sogar Denis Scheck "turmhoch allem überlegen" sieht, "was sonst in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur in diesem Frühjahr erscheint."
Stilecht vor griechischen und römischen Statuen, in den Räumlichkeiten der Archäologischen Sammlung der Universität Freiburg, gab sie als Altorientalistin Einblicke in die Wiege der Zivilisation, der Kultur und Wissenschaften, redete über Koldewey, den Protagonisten ihres Romans, der vor mehr als hundert Jahren Babylon und den Turm zu Babel entdeckte, und sparte einen Seitenhieb auf das Christentum nicht aus, dessen Wurzeln in heidnischen babylonischen Texten liege, die man heutzutage vergessen habe.
Den Lesern ihres Romans gab sie schließlich auch noch einen Tipp an die Hand: So wie Koldewey die Ausgrabungen in ihrer Erzählung leite, müsse nun auch der Leser die Geschichte aus dem vernetzten und vielstimmigen Text ausgraben, der anfangs womöglich verwirrend sei.
Ein sehr interessanter Abend, der zu tiefsinnigeren Gedanken über unsere Kultur und Zivilisation anregte.
Kenah Cusanit: Babel
Roman
Hardcover, 272 Seiten
Hanser Verlag, München 2019