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Heute vor 100 Jahren erschienen: „Der Zauberberg“ von Thomas Mann

 

Eigentlich plante der junge Hans Castorp ja nur einen kurzen Besuch im Davoser Sanatorium. Doch angeregt durch die lebhaften und eigentümlichen Personen dieser abgeschnittenen und zutiefst eigenen Bergwelt verlängert sich der Aufenthalt um Jahre. Er vergisst die Zeit, verliebt sich in eine „heiße Katze“, diskutiert mit unverwechselbaren Charakteren über die großen Themen des Lebens wie Krankheit und Geist, Politik und Philosophie und gelangt im Schneesturm an die Schwelle des Todes. Aus drei Wochen sollten sieben Jahre werden und zutiefst niedergeschlagen muss man am Ende mitansehen, wie sich Hans letztlich der zauberhaften Bergwelt entreißt, um auf den Schlachtplätzen des 1. Weltkrieges zu verschwinden und womöglich das Schicksal Millionen gefallener Soldaten zu teilen.

 

Der Zauberberg, wohl Manns Opus magnum, wurde in den letzten hundert Jahren vielfach übersetzt, neu aufgelegt, verfilmt, dramatisiert und vertont. Ein ganz eigenmächtiger Sog scheint von dieser Bergwelt auszugehen, in der die Zeit anderen Gesetzen unterliegt, ein Sog besonders von den lebhaften Figuren, die das politische und geistige Europa vor der „Urkatastrophe“ des letzten Jahrhunderts widerspiegeln. Gepaart mit Manns ganz eigener ironischen Erzählgabe als raunender Beschwörer des Imperfekts wurde „Der Zauberberg“ daher zu einem der einflussreichsten, bekanntesten und wirkungsmächtigsten Romane der deutschen Sprache.

 

Vielleicht ist der 100. Geburtstag dieses Klassikers genau der richtige Zeitpunkt, sich noch einmal an den Text zu wagen, sich noch einmal nach Davos zu begeben, die vielfältigen Charaktere zu treffen und sich auf das Spiel mit Tod und Leben einzulassen. Denn was hat uns wohl ein Settembrini oder Naphta, eine Madame Chauchat oder ein Mynheer Peeperkorn heute noch zu sagen?